Gute Freunde stellen sich vor

Johannes Kohl, Jahrgang 1955, Theologe, Erwachsenenbildner und GUTER FREUND

Ich bin Theologe und Erwachsenenbildner. Bis vor einem knappen Jahr habe ich im Bistum Mainz das Katholische Bildungswerk geleitet. Insgesamt habe ich über 33 Jahre in Bildungszusammenhängen gearbeitet. Ich wohne in Mainz Gonsenheim und komme so langsam an in dem, was man „Ruhestand“ nennt; der Terminkalender ist aber nach wie vor meist gut gefüllt. Für meinen Beruf ist Gutenberg in doppelter Bedeutung wichtig gewesen: Erstens, weil er mit seiner Kunst die Bibel öffentlich zugänglich gemacht hat. Damit war sie kein schwer zugänglicher Wertgegenstand mehr, sondern die Menschen konnten selbst darin lesen. Das ermöglichte auf lange Sicht eine öffentliche Theologie, an der sich jeder beteiligen konnte. Und zweitens ist durch den dadurch bezahlbar gewordenen Buchdruck eine breite Alphabetisierung – und damit letztlich auch unsere Bildungsgesellschaft – erst zum Thema und zur Möglichkeit geworden. Auch als Erwachsenenbildner stehe ich damit sehr auf den Schultern Gutenbergs und seiner Erfindung, die meinen Berufsstand erst ermöglicht hat. Was waren Ihre persönlichen Beweggründe, GUTER FREUND zu werden? Da muss ich etwas weiter zurückgreifen. In meiner beruflichen Tätigkeit war die Brücke zwischen Bildung und Kultur immer wichtig. Von den etlichen Aktivitäten hat mir eine ganz besonders am Herzen gelegen, das ‚Glanzstück‘ gewissermaßen: Die Sonntagsmatinee ‚Bibel und Literatur‘. Und die hat natürlich wo stattgefunden? Im Gutenberg-Museum! In Mainz oder in ganz Deutschland gibt es wohl keinen besseren Ort für eine solche Veranstaltungsreihe. Damit bin ich mit dem Gutenberg-Museum über viele Jahre hinweg verbunden. Dabei ist aber auch aufgefallen, wie der Ort älter und älter wird, wie die Decke herunterkommt, die Sitze nicht mehr funktionieren und so weiter. Und an diesem Punkt habe ich die Aktion zum „Bibelturm“ mitbekommen. Die Planung und den Wettbewerb hatte ich mitverfolgt und als deutlich wurde, dass es darüber eine öffentliche Auseinandersetzung gibt, war für mich klar – ich muss in die Bürgerinitiative "Mainz für Gutenberg". Dort war ich gern aktiv und es ist für mich selbstverständlich, dass dieses Engagement weitergeht – einerseits weiterhin in der BI „Mainz für Gutenberg“ als einer der beiden Sprecher, andererseits mit dem Beitritt zum Freundeskreis, um dort mitzugestalten und zu werben. Dabei geht es ja nicht mehr um den Bibelturm, sondern um eine viel offenere, breiter aufgestellte Planung für ein neues Museum. Wie sehen Ihre Erwartungen aus, was sind Ihre Ziele für den Freundeskreis, die Stiftung und das Museum? Als Aufgabe des Freundeskreises sehe ich, in der Stadt und besonders bei den Bürgern ein stärkeres Bewusstsein für Gutenberg zu wecken – dass Gutenberg das größte Erbe von Mainz ist und die Stadt nicht wahlfrei darin ist, ob sie dieses Erbe annimmt, sondern dass es ihre Verpflichtung ist. Johannes Gutenberg wird außerhalb von Mainz stärker mit Mainz identifiziert als in Mainz selbst. Im Ausland weiß man – Gutenberg war ein Mainzer! Aber dass die Mainzer auch Gutenberger werden – da müssen wir noch hinkommen. Gleichzeitig hat der Freundeskreis auf lange Sicht auch die Aufgabe, die Stiftung zu unterstützen - Sponsoren anzuwerben, sich selbst finanziell einzubringen.

Markus Kohz, Jahrgang 1965, Mainzer Unternehmer und GUTER FREUND

Mein Name ist Markus Kohz, ich bin gebürtiger Mainzer und jetzt 53 Jahre alt. Ich führe eine Werbeagentur, das ist auch gewissermaßen schon der Interessenshintergrund zu Gutenberg – Typografie ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was ich tue. Zu der Person Gutenberg bestand daher schon immer eine Verbindung. Was waren Ihre persönlichen Beweggründe, GUTER FREUND zu werden? Das öffentliche Engagement fand bei mir tatsächlich zum ersten Mal in der Bürgerinitiative "Mainz für Gutenberg" statt. Dazu bin ich durch die Einladung von Freunden gekommen. Mit dem Wachsen der Debatte im Hinblick auf den Bürgerentscheid wuchs auch mein Engagement: Ich habe die Aktion dann vor allem fotografisch begleitet und bin auch der Kommunikationsgruppe der Bürgerinitiative beigetreten. Nachdem die Arbeit für den Bibelturm obsolet geworden ist, wollte ich meinen Einsatz für das Museum weiterführen. Eine große Anzahl von Leuten stand hinter dem Projekt und einige dieser Personen in ihrem Interesse am Gutenberg-Museum aufzufangen ist eine Aufgabe des Freundeskreises. Ich finde es wichtig, das Museum weiter voranzubringen, finanziell gesehen – aber auch von der Reputation her. Der Freundeskreis ist eine Möglichkeit für mich, dahingehend weiter aktiv zu sein. Sowohl für Besucher der Stadt, als auch für die Mainzer selbst muss das Gutenberg-Museum wieder interessanter gestaltet werden. Dafür muss man arbeiten und die bauliche Erweiterung in die Wege leiten. Gerade um diese wichtigen Anliegen voranzubringen erscheint mir der Freundeskreis als eine gute, ergänzende Plattform. Wie stellen Sie sich die Zukunft des Museums vor? Was bringen die nächsten Jahre? Schwierig. Das Museum zu sanieren und zu erweitern wird mit Sicherheit eine sehr lange Zeit brauchen, über den Daumen gepeilt sprechen wir bestimmt von zehn Jahren, bis die Neuerungen abgeschlossen sind. Durch meine Zusammenarbeit im Rahmen der Bürgerinitiative mit Stadt, Stiftung und Architekten habe ich gelernt, dass gerade bauliche Erweiterungen – die es geben muss! – nicht über’s Knie gebrochen werden können. Da gibt es sehr genaue Regularien, die es einzuhalten gilt. Aber es muss in jedem Fall gemacht werden. Ich würde mir wünschen, dass der Standort erhalten bleibt, damit die Besucherströme weiterhin in die Innenstadt, deren Attraktionen, Geschäfte und Gastronomiebetriebe gezogen werden. In der Zwischenzeit müssen aber Maßnahmen ergriffen werden, den Namen „Gutenberg“ weiter in der Öffentlichkeit zu halten – sowohl um weiter für das Museum zu werben als auch für die Stadt Mainz selbst.

Marianne Kunkel, Jahrgang 1947, pensionierte Lehrerin, Politikerin und GUTE FREUNDIN

Ich bin verheiratet, habe zwei erwachsene Kinder und zwei Enkeltöchter. In meinem früheren Leben war ich bis zu meiner Pensionierung Lehrerin in Mainz an der Maria-Ward-Schule. Dort habe ich Biologie und Chemie unterrichtet. Zuerst wollte ich in die Richtung Kunsterziehung gehen - die Fächer haben sich dann doch geändert, das Interesse an der Kunst ist aber geblieben. An der Maria-Ward-Schule, an der ich auch mein Abitur gemacht hatte, bin ich nach wie vor im Förderverein. Ungefähr als ich Mitte 40 war bin ich in die Politik gegangen. Meine Kinder waren dann alt genug, dass ich sie auch abends mal allein zuhause lassen konnte. Ich habe mich besonders in der Frauenpolitik engagiert, bin dann als Quereinsteiger in den Stadtrat gewählt worden und war im Kulturträger- und Schulausschuss aktiv; eben die Gebiete, worin ich mich gut auskannte. Abgesehen von der Politik, haben Sie sich anderweitig bereits engagiert? Damals noch nicht. Auch politisch habe ich mich z.B. für das Gutenberg-Museum zuerst nicht engagiert, weil es schlicht hieß: "Eine Erweiterung ist zurzeit nicht möglich." Punkt. Klar konnte ich meine Stimme abgeben und mitdiskutieren. Ich habe mich dabei aber besonders in Fragen zu neuen Straßen in der Stadt, den Bau des Kleinen Hauses vom Theater und den Isis-Tempel eingebracht. Gerade für die römischen Funde habe ich mich vermehrt interessiert, weil ich gemerkt habe - Mainz hat in der Richtung wirklich etwas zu bieten. Und dabei ist bei Ihnen das Bewusstsein für die Historie, die Kultur von Mainz gewachsen? Ja, das kann man so sagen. Ich war schon immer sehr interessiert an Kultur, besonders an Kunst. Von daher ist es auch logisch, dass mich die neuen Pläne für eine bauliche Erweiterung des Gutenberg-Museums haben aufhorchen lassen. Dann gab es den Architektenwettbewerb (mit dem bekannten Siegerexponat) - und ich bin bei jeder Präsentation gewesen: Ob das vom Stadtrat war, für die Ratsmitglieder, ob es privat war, ich war bei Präsentationen, die der Lions-Club organisiert hat, ich habe selber eine Präsentation für den Förderverein der Maria-Ward-Schule organisiert - ich habe also versucht, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, auch darauf, dass dieses Siegermodell [der Bibelturm] sinnvoll ist. Ich bin im Zuge dessen in die Bürgerinitiative gegangen, als Mainzer Bürgerin wohlgemerkt. Durch meine Aktivitäten hatte ich im Fundraising schon erste Erfahrungen, die ich dann einbringen konnte. Mein Antrieb dabei war auch diese Möglichkeit, endlich als Bürger einmal für etwas einzutreten, was ich für gut halte, nicht gegen etwas. Wie sah es dann mit dem Freundeskreis aus? Was waren Ihre Beweggründe für den Beitritt? Ich war zehn Jahre im Stadtrat. Dann hat meine Partei viele Sitze verloren und ich war draußen. Im Kulturausschuss meiner Partei war ich dafür immer noch. Und als Politikerin kriegt man immer wieder Briefe, man möge doch diesem und jenem Gremium oder Verein beitreten. So bin ich dann auf die Gutenberg Stiftung aufmerksam geworden. Eingetreten bin ich zunächst nicht, mein Mann und ich waren uns aber einig, dass wir das Museum auf jeden Fall unterstützen wollen - da kam der Freundeskreis gerade recht. Dieser hat ja den klaren Auftrag, Unterstützer für das Museum und dessen Modernisierung zu sammeln. Und man merkt schon jetzt, dass da etwas in die Gänge kommt. Was sind Ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft des Freundeskreises? Was kann erreicht werden? Das Museum muss in jedem Fall modernisiert werden. Die Bibeln - als Hauptattraktionen - müssen in einem anderen Licht präsentiert werden. Vom Freundeskreis aus dahingehend die Direktorin und ihre Visionen zu unterstützen wäre meine Devise. Insgesamt soll die Ausstellung aber auch viel internationaler werden. Es ist ja nun mal inhaltlich ein Weltmuseum - aber das muss es eben auch in Größe und Aufmachung werden.

Henning von Vieregge, Jahrgang 1946, Dr. phil., M. A., Politologe und GUTER FREUND

Ich habe erst Jura studiert und bin dann auf Politologie umgestiegen. Damals noch im friedlichen Bonn habe ich mich in der Studentenpolitik engagiert und mitbekommen, wie die sogenannte 68er-Generation tickt, obwohl ich selbst auf der gemäßigten Seite stand. Beruflich habe ich zwischen Lehre, Journalismus und Werbung geschwankt, bin schließlich aber durch Freunde aus der Studentenpolitik bei Verbänden gelandet. In dieser Zeit waren die Unternehmer verunsichert, als sie sich mit einer kommunistischen Entwicklung in Westeuropa konfrontiert sahen – und dann waren wir Politologen plötzlich gefragt, um ihnen die Welt zu erklären. Die Arbeit bei den Verbänden wurde mit der Zeit aber etwas eintönig, vor allem die jährlichen Tarifauseinandersetzungen, und ich habe mit einigen Freunden in einer Studiengruppe an Projekten im Bereich Bildung gewirkt – z. B. die Förderung von Mädchen in technischen Berufen oder bessere Ausbildungen für junge Türken. Nachdem ich bei dieser Arbeit mein berufliches Potential ausgeschöpft sah, bin ich als Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Werbe- und Kommunikationsagenturen tätig gewesen. Als ich dort ausgeschieden bin, habe ich mir überlegt: „Was machst du jetzt mit der Situation?“ Und so sind bis heute Bücher, eine CD und viele Vorträge entstanden. Ich bin mit Dr. Angela Westerburg verheiratet, habe vier Kinder und sieben Enkel. Aus der Bürgerinitiative "Mainz für Gutenberg" sind Sie bereits bekannt – wo oder wie haben Sie sich bisher engagiert? In der Wissenschaft wird gerne davon ausgegangen: Einmal engagiert, immer engagiert – und umgekehrt! Das erste mag stimmen - Ich zähle zu den Menschen, die schon immer nebenbei etwas getrieben haben: Von der Schülerzeitung und der studentischen Politik, dem Kirchenvorstand, dem Kirchentag, bis hin zur Mitarbeit bei der Aktion Gemeinsinn und der Stiftung Mitarbeit, bei beiden war ich auch in der Führung, und nun bei der Bürgerinitiative. Der Umkehrschluss stimmt dagegen nicht und das finde ich interessant. Man kann nämlich Leute auch in meinem Alter noch für öffentliches Engagement aktivieren. Und das hat sich gerade bei der Arbeit um das Thema Bibelturm bewahrheitet – viele, die vorher nichts Derartiges gemacht haben, haben sich entschlossen: ‚Bei dieser Sache mache ich jetzt mit!‘ Ich komme eigentlich aus dem Frankfurter Raum. In Mainz bin ich erst seit sechs, sieben Jahren und ich hatte durch meine Verpflichtungen andernorts längere Zeit das Gefühl, hier nicht so ganz angekommen zu sein. Als mir Freunde, die auch zu den Initiatoren der Aktion gehörten, von der Debatte um den Bibelturm erzählten, hat mich das direkt interessiert. Die Bürgerinitiative hat ein konkretes Ziel – die Modernisierung des Gutenberg-Museums, und als ersten spektakulären Schritt den Bau des Bibelturms – und arbeitete hier eng mit der Gutenberg Stiftung und der Architektenkammer zusammen. Durch diesen Rückhalt wart es möglich, schon nach zwei Wochen Vorbereitung auf die Straße zu gehen und Initiative zu zeigen. Und das Tolle daran war: Wenn ab diesem Zeitpunkt jemand mitmachen wollte, konnten wir ihm oder ihr Flyer in die Hand drücken und sagen: ‚Hier, dann mach mit!‘ Keine komplizierten Agenden, Diskussionen und so weiter. Und genau das ist der Vorteil solcher Bürgerinitiativen gegenüber allen Institutionen oder Vereinen. Letztendlich bin ich zeitweise einer der beiden Sprecher der BI geworden. Was waren Ihre persönlichen Beweggründe, GUTER FREUND zu werden? Zwischen BI und Freundeskreis bestehen für mich Unterschiede in der Aufgabenverteilung. Deswegen ist es wichtig, dass es beides gibt. Eine BI muss konfliktbereit sein und die Machthabenden beharken. Der Freundeskreis ist vor allem dazu da, Unterstützer, also Gleichgesinnte zu vereinen. Für mich war der Beitritt daher die logische Konsequenz. Denn es geht darum, Solidarität zu zeigen und zu üben. Aus dem Freundeskreis heraus kann man durch Aktionen mit der Bevölkerung kommunizieren und eine neue Wahrnehmung der Bedeutung Gutenbergs und des Museums für die Stadt anregen. Von dem Geld, das nach dem Entscheid gegen den Turm im Stadtetat übriggeblieben ist, werden nun ein paar Ertüchtigungen vorgenommen, z. B. der Brandschutz. An den eigentlichen Mängeln ändert sich sichtbar gar nichts. Da muss insgesamt größer gedacht werden und dazu kann der Freundeskreis einen Beitrag leisten. Wie sehen Ihre Erwartungen aus, was sind Ihre Ziele für den Freundeskreis, die Stiftung und das Museum? Der Nicht-Bau des Bibelturms ist ein starker Rückschlag – genau, wie die Befürworter vorausgesagt haben. Das Weltmuseum wird seinem Titel weniger gerecht als je zuvor. Wir brauchen eine starke, breite Trägerschaft und Sponsorenarbeit. Allerdings muss verhindert werden, dass Stadt und Land sich unter Verweis auf erstarkten Bürgersinn weiter aus der Verantwortung stehlen. Die Gutenberg-Stadt Mainz hat das Museum keineswegs oben auf ihrer Agenda, weder die Verantwortlichen noch die Bürger. Das wollen wir ändern, am besten zusammen mit den Verantwortlichen, vorneweg mit dem Oberbürgermeister. Es bedarf konkreter Analysen des ‚Ist‘- und ‚Soll‘-Zustands und einer klaren, neuen Konzeption des Museums im Vergleich mit anderen Weltmuseen. Und da besteht meines Erachtens eine große Kluft zwischen der Tragweite der Koryphäe Gutenberg und dem aktuellen Zustand seines Museums. An diesen Fragen kann der Freundeskreis mitarbeiten und die Ergebnisse werbend in die Mainzer Öffentlichkeit tragen.
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