Johannes Gutenberg
Gutenbergs Leben und Werk
Johannes Gutenberg wurde um 1400 unter dem Namen Johannes Gensfleisch zur Laden im Hof zum Gutenberg in Mainz geboren. Sein Vater, Friele Gensfleisch, gehörte zu den Mainzer Patriziern und seine Mutter, Else Wirich, stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Der Namenszusatz "zum Gutenberg" wurde von den Familienmitgliedern erst seit den 1420er Jahren geführt.
Vieles über Johannes Gutenbergs Leben bleibt im Dunkeln, da sich nur sehr wenig schriftliche Zeugnisse darüber erhalten haben. So wissen wir kaum etwas über die Kindheit und Ausbildung des Erfinders. Vielleicht besuchte er eine der Mainzer Stifts- bzw. Klosterschulen, wie viele Kinder des Patriziats. Wir können davon ausgehen, dass er seine späteren Leistungen nicht ohne eine umfassende und grundlegende Bildung im Sinne seiner Zeit hätte vollbringen bringen können.
Auch über ein Studium Gutenbergs können keine sicheren Aussagen getroffen werden. Erhalten ist eine Eintragung in der Matrikel der zur Erzdiösese Mainz gehörenden Universität Erfurt von 1418/19, nach der ein "Johannes de Alta villa" eingeschriebener Student sei. Da die Familie Gensfleisch Verwandtschaft in Eltville besaß und durch Auseinandersetzungen mit den Zünften mehrfach gezwungen war, Mainz zu verlassen, ist es gut möglich, dass es sich bei dem Erfurter Studenten um Johannes Gutenberg handelte.
Die erste urkundliche Dokumentation von Gutenbergs langjährigem Aufenthalt in Straßburg von 1434 bis 1444 findet sich in einem Dokument, in dem wir erfahren, dass Gutenberg den Mainzer Stadtschreiber Nikolaus von Wörrstadt zu Straßburg in Schuldhaft setzen ließ, um 310 Gulden rückständiger Rentenzahlungen vom Rat der Stadt Mainz zu erzwingen. Auf Bitten des Straßburger Rats und nach Zahlungszusage Wörrstadts ließ Gutenberg ihn wieder frei.
Straßburg war eine florierende Stadt, dreimal so groß wie Mainz, und versprach einem unternehmerischen Geist gute Verdienstmöglichkeiten. Gutenberg verfügte in diesem Lebensabschnitt aufgrund mehrerer Leibrenten über eine ansehnliche Geldsumme. Er ließ sich in der Straßburger Vorstadt St. Arbogast nieder und entwickelte zunächst ein Projekt, das gute Einnahmen bringen sollte: Mit einer "Produktionsgenossenschaft" wollte er in großen Mengen Heilsspiegel für Pilger herstellen, die diese mit auf ihre Wallfahrt nach Aachen nehmen konnten. Solche Spiegel wurden aus einer Zinnlegierung in Form gegossen. Diese Episode zeigt deutlich, dass Gutenberg nicht nur als Erfinder, sondern auch als gewitzter Unternehmer gesehen werden muss.
Spätestens seit dem Herbst 1438 brachte Gutenberg ein weiteres Vorhaben auf den Weg, für das er von seinen Teilhabern Geheimhaltung verlangte. Nachdem einer dieser Teilhaber, Andreas Dritzehn, 1439 verstorben war, verklagten seine Brüder Claus und Jerge Gutenberg und forderten die Rückzahlung des von Dritzehn eingezahlten Kapitals oder die Aufnahme als Teilhaber. Die Protokolle dieses Verfahrens sind die maßgeblichen Quellen zu seinen geschäftlichen, künstlerischen und handwerklichen Aktivitäten in Straßburg. In den erhaltenen Dokumenten ist von einer Presse die Rede und von Material, das "zu dem trucken gehöret". Es ist anzunehmen, dass Gutenberg schon in Straßburg verschiedene Elemente seiner Erfindung in die Praxis umsetzte und erste Druckversuche unternahm. Es haben sich aus dieser Zeit jedoch keine Bücher oder andere Drucke erhalten.
In den Quellen wird Gutenberg in Straßburg zuletzt 1444 erwähnt. Ein weiterer Nachweis findet sich erst wieder 1447, wonach Gutenberg nach Mainz zurückgekehrt war.
Im Sommer 1449 erhielt Johannes Gutenberg eine erste Anleihe von 800 Gulden für die Herstellung von Druckgerätschaften von dem Unternehmer Johannes Fust. Vier Jahre später gab Fust Gutenberg nochmals insgesamt 800 Gulden für das "Werk der Bücher".
Gutenbergs Werkstatt befand sich im Hof zum Humbrecht, der später zum "Schöfferhof" erweitert und umbenannt wurde. Hier entstanden bis 1454, unter Mithilfe von mindestens 20 Mitarbeitern, die vermutlich 180 Exemplare der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel, davon ca. 30 auf Pergament. Erste Exemplare wurden in Form von ungebunden bedruckten Bogen bereits im Herbst 1454 während des Frankfurter Reichstages von einem "bemerkenswerten Mann" (vir mirabilis) zum Verkauf angeboten, möglicherweise handelte es sich dabei um Gutenberg selbst.
Die Gutenberg-Bibel enthält in zwei Bänden im Folioformat auf insgesamt 1.282 Seiten die lateinische Übersetzung der Bibel von Hieronymus aus dem 4. Jahrhundert, die sogenannte Vulgata. Sie gilt bis heute als eines der, wenn nicht das schönste Buch der Welt. Bei der Herstellung orientierte sich Gutenberg stark an den Handschriften der Zeit. Sein Ziel war es, schnell und kostengünstig die »perfekte Handschrift« herzustellen.
Die Ausschmückung der Bibel erfolgte von Hand durch sogenannte Rubrikatoren und Illuminatoren. Erst im Auftrag des Käufers und von ganz verschiedenen Meistern ausgeführt, macht sie jedes Exemplar zu einem Unikat. Die Bindung der Bücher wurde in der Regel ebenfalls erst vom Abnehmer in Auftrag gegeben.
Heute sind noch 49 Exemplare der Gutenberg-Bibel erhalten und auch diese teilweise nur einbändig oder in Fragmenten. 20 Bibeln sind komplett. Im Gutenberg-Museum sind zwei Gutenberg-Bibeln ausgestellt.
Zeitgleich mit der Bibel wurden in Gutenbergs Werkstatt auch Auftragsarbeiten ganz anderer Art gedruckt. Aus den Jahren 1454 und 1455 stammen sogenannte Ablassbriefe, mit deren Kauf sich die Gläubigen einen Nachlass ihrer Sünden verschaffen konnten. Der Druck von etlichen Tausend solcher Ablassbriefe, die der Kirche viel Geld einbrachten, bewies in einer sehr frühen Phase der Druckgeschichte, dass Gutenbergs Erfindung enorme kommerzielle Entwicklungsmöglichkeiten bot.
Der früheste Gutenberg zugeschriebene Druck ist ein Gedicht vom Weltgericht in deutscher Sprache nach einem um 1360 in Thüringen verfassten Sibyllenbuch. Er ist lediglich in einem kleinen Fragment erhalten; Druckort und Erscheinungsjahr konnten bislang nicht eindeutig geklärt werden.
Ein Dokument des Notars Ulrich Helmasperger vom 6. November 1455 informiert uns über einen Prozess, den Gutenberg und Fust nach Beendigung ihrer Partnerschaft führten, da sie sich uneins über die Zins- und Geldrückzahlungen waren. Wenngleich nur ein vereinzeltes Aktenstück aus dem gesamten Prozess erhalten ist, stellt es unsere wichtigste Quelle über Gutenbergs geschäftliche Verbindungen zu Fust und den Druck der 42-zeiligen Bibel dar. Laut des Notariatsinstruments sollte Fust die erste geliehene Summe von 800 Gulden mit Zinsen zurückerhalten, während Gutenberg seine eigenen Kosten für den zweiten Kredt von ebenfalls 800 Gulden gegenrechnen durfte. Der Ausgang des Prozesses ist nicht eindeutig überliefert.
Nach der Trennung von Gutenberg führte Johannes Fust die Werkstatt mit einem Mitarbeiter Gutenbergs, Peter Schöffer, weiter. Aus dieser "Offizin" stammt u. a. der Mainzer Psalter, der in seiner zweiten Ausgabe von 1459 in der Inkunabelabteilung des Gutenberg-Museums ausgestellt ist.
Johannes Gutenberg hat, vermutlich in Eltville und Mainz, weiter eigene Druckwerke hergestellt und möglicherweise auch andere Druckereien unterstützt. Der Mainzer Erzbischof Adolf der II. von Nassau ernannte Johannes Gutenberg 1465 zum Hofmann und gewährte ihm bis an sein Lebensende neben großzügigen Wein-, Getreide- und Kleiderspenden die Freiheit von den Steuern und Diensten für die Stadt, die die Bürger üblicherweise zu leisten hatten.
Anfang 1468 starb Johannes Gutenberg im Algesheimer Hof. Er wurde in der Franziskanerkirche zu Mainz (niedergelegt 1742) bestattet. Im Februar 1468 erhielt der frühere Stadtsyndikus Dr. Konrad Humery verschiedene zuvor an Gutenberg verliehene Druckgeräte zurück, mit der ausdrücklichen Auflage, diese nur innerhalb der Stadt Mainz zu verwenden.